Weinbau und Kunst prägen die Geschichte von Perusini
Das Weingut Perusini gehört zu den 50 historischen und ältesten Weingütern Italiens und wurde in Veronellis "I vignaioli storici italiani" aufgeführt. Heute führt Teresa Perusini zusammen mit ihrem Mann und ihren Söhnen das Weingut in vierter Generation. Dem Wiederbeleben von autochthonen Traubensorten und dem Erhalt von Kultursubstanz widmet die ganze Familie ihr Schaffen.
Von der WC-Brille zum Wein
So unterschiedlich die Weine, so unterschiedlich die Wege, wie wir sie kennenlernen durften. Das Haus Perusini hatte uns der Vater eines Kunden empfohlen. Dieser stammte aus dem Friaul und importierte WC-Brillen aus seiner alten Heimat. Ab und an waren auch ein paar Flaschen Wein bei der Lieferung, um das Heimweh etwas zu lindern. Auch wir durften vom Heimwehtropfen kosten. Die deutliche Handschrift der Winzer Perusini – gepaart mit dem robusten und mineralischen Charakter der Weine des Friuli – hat uns überzeugt.
Das Friaul – eine Landschaft wie ein Grand Cru
Die Tenuta Perusini befindet sich in Corno di Rosazzo, 26 km von Udine entfernt. Das Anwesen liegt wunderschön im letzten italienischen Tal vor der slowenischen Grenze.
Kunsthistorikerin und Weinbäuerin
Teresa Perusini ist Kunsthistorikerin mit einer Professur an der Universität in Venedig. Ihre Spezialgebiete sind das Spätmittelalter und die Renaissance. Ihr Mann Giacomo de Pace ist Techniker und Bauingenieur. Zusammen mit ihren Söhnen nehmen sie die Arbeit im Weingut auf sich und teilen ein Engagement, das weit über die übliche Tätigkeit eines Winzers hinausgeht.
Ein Engagement, das über Generationen in der Familie bereits gepflegt wird. Und das die junge Generation, Michele und Carlo de Pace, weiterführt.
Wiederendeckung autochthoner Trauben
Die Familie Perusini ist massgebend daran beteiligt, dass verschwundene Traubensorten des Friuli heute wieder vinifiziert werden. Grossvater Giacomo Perusini brachte die Picolit wieder ins Fass. Die Traube für den typischen Friuli-Süsswein wurde im 18. Jahrhundert von den Adelshäusern sehr geschätzt. Dann ging sie vergessen, bis Giacomo sie wiederentdeckte. Papa Gianpaolo tat dasselbe mit der verschollen geglaubten Ribolla Gialla und Tochter Teresa fand eine uralte Merlot-Sorte, die ihr Grossvater von Frankreich mitgebracht hatte und die sich als verschwundener Clon herausstellte. Abgefüllt wird dieser Merlot in eine Magnum unter dem Namen Torre di Zucco, benannt nach dem Turm, der sich in seiner eigenwilligen Form unübersehbar neben der Kellerei erhebt.
Erbaut wurde der Weinkellerturm nach Entwürfen des Architekten Augusto Romano Burelli.
Er beherbergt eine Art Aussichtsplattform, das Büro und den Verkaufsraum. Gestaltet vom Künstler Leon Tarasewicz.
Foucaultsches Pendel
Im Innern des Turms durchschwingt ein Foucaultsches Pendel täglich einmal die Erdumdrehung und durchwandert dabei ein Zifferblatt, das der Turmuhr von Schaffhausen nachempfunden ist. Es bildet das Zentrum des Barrique-Kellers.
Rebsorten, wie sie nur im Friuli wachsen, ...
... und noch weitere. Ungefähr 13,5 Hektaren sind auf dem Weingut mit Reben bepflanzt. Die angebauten Rebsorten sind Ribolla, Cabernet Franc, Refosco, Merlot, Chardonnay, Sauvignon, Pinot Grigio und Picolit. Das Besondere daran:
Das Weinanbaugebiet "collio" und "colli orientali" des Friuli ist vor allem für seine Weissweine berühmt. Die Familie Perusini produziert aber auch preisgekrönte Rotweine.
Die Steillagen, das Mikroklima und vor allem die Steinschichtungen namens "Ponca" eignen sich hervorragend für den Weinbau.
Landschaftsschutz und Agriturismo
Die Familie Perusini pflegt nicht nur den Landschaftsschutz, sondern setzt sich auch für den Schutz alter Bauernhäuser vor dem Verfall ein. Sie werden renoviert und im Rahmen des Agriturismo angeboten. Eines ist auch ein beliebtes Restaurant mit regionaler Küche.